Cookie Fehler:

Cookies sind in Ihrem Browser deaktiviert. Um alle Funktionen z.B. das Login nutzen zu können, müssen Cookies aktiv sein. Bitte aktivieren Sie Cookies in Ihrem Browser.

   
    Drucken Drucken  Diesen Artikel zu den Favoriten hinzufügen Favoriten

Aktuell: Ideen der 20er Jahre

An gewisse Ideen kann man sich gewöhnen. Heute ist es selbstverständlich, dass es im IKEA-Katalog so viele schlichte, praktische Möbel gibt.

.

Oder was wäre die Spielzeugwelt ohne Lego, diese einfachen Bausteine, die die Phantasie beim Spielen anregen.
Zwei ganz unterschiedliche Bereiche, aber dennoch derselbe Ursprung. Die Ideen des Bauhauses sind bis heute allgegenwärtig. Sie sind für uns so selbstverständlich, dass es schwer fällt, sie bewusst wahrzunehmen. In nur 14 Jahren wurden durch drei Direktoren und zahlreiche namhafte Meister, Schüler ausgebildet, deren Ideen bis heute währen, obwohl die eigentliche Schule längst Vergangenheit ist.
Bauhaus-Archiv Berlin – ein Ort auf der Deutschlandreise der Ideen
Unsere Reise durch ausgewählte „Orte der Ideen“ geht am 29. Januar nach Berlin. Hier präsentiert das Bauhaus-Archiv die Geschichte und Wirkungen des Bauhauses. Das Bauhaus ist die bekannteste Kunst-, Design- und Architekturschule der Klassischen Moderne.
Walter Gropius hatte 1919 als Leiter der Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule die Idee, eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen, die die Unterscheidung zwischen Künstlern und Handwerkern aufheben sollte. Aus dieser Idee wurde das „Staatliche Bauhaus“ in Weimar geboren. Der „Bau der Zukunft“ wie Gropius es selbst formulierte, hatte begonnen. 1923 wurde das Konzept um den Leitsatz „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ erweitert. In den Werkstätten des Bauhauses wurden Vorbilder geschaffen, die für die Massenproduktion bestimmt waren.
Design von damals – immer noch schön
So entstand in der Metall-Werkstatt die Bauhaus-Leuchte. Den Charakter eines Entwurfslaboratoriums für neue Beleuchtungskörper, wussten auch mehrere Lampenhersteller zu schätzen und gingen mit den Entwürfen des Bauhauses in Serienproduktion. Die Möbelwerkstatt liefert mit der Bauhausausstellung 1923 erste Vorstellungen des „Neuen Wohnens“. Volksbedarf statt Luxusbedarf hieß die Devise. Es entstanden praktische Möbel wie z.B. der Lattenstuhl, der heute zweifellos einer schwedischen Einrichtungskette zugeordnet würde.
Auch die anderen Werkstätten in Weberei, Keramik, Typographie und Wandmalerei setzten Akzente, die sich bis heute durchsetzen.
Bauen hat 1. Priorität
„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau“, so heißt es beim Bauhaus-Manifest 1919. Deshalb war die Mitarbeit an Bauprojekten selbstverständlich. Zunächst gab es allerdings keine wirkliche Architekturausbildung. Von Kursen im Werkzeichen entwickelte sich langsam eine eigene Architektenausbildung. Das Fundament der Ausbildung war die Ermittlung der Bedürfnisse des Nutzers. Es wurden Fragen gestellt nach den Bedürfnissen zu Licht, Luft und Raum. „Gleichgeartete Massenbedürfnisse einheitlich und gleichartig“ zu gestalten, war das Ziel. Es entstehen erste Gedanken zum Wohnhochhaus und der Trabantenstadt. Bis heute prägen die Bauhauskonzepte die moderne Architektur. Das Versuchshaus Am Horn in Weimar, das Bauhausgebäude oder die Siedlung Törten in Dessau und auch die Hufeisensiedlung in Berlin sind Zeugen aus Stein und Beton jener Zeit des „Neuen Bauens“.
Im Bauhaus-Archiv gibt es verschiedene Sammlungsbereiche, die die breite Geschichte des Bauhauses dokumentieren. Tauchen Sie ein in die 20er Jahre und betrachten Sie Studien aus dem Unterricht, Werkstattarbeiten aus allen Designbereichen, Architekturpläne, künstlerische Fotografien, Dokumente und ein Fotoarchiv. Wahrscheinlich sind Sie erstaunt darüber, wie viele Ansätze noch heute übernommen werden.
Parallel zur ständigen Ausstellung gibt es eine Sonderausstellung. Mitte Januar startet eine Sonderausstellung zu der Bauhaus-Schülerin Alma Buscher-Siedhoff. Eigentlich war die Weberei die typischen Frauendomäne, die anderen Werkstätten waren eher den Männern vorbehalten. Aber Alma Buscher-Siedhoff fand Weben langweilig und kämpfte darum, in der Möbelwerkstatt zu arbeiten.
Warum im Spielzeug der Bauhaus-Zeit gegenwärtige Pädagogik erkennbar ist
Für die Bauhaus-Ausstellung 1923 entwirft sie die Einrichtung des Kinderzimmers im Musterhaus „Am Horn“. Die Möbel entsprechen ganz dem Stil des „Neuen Wohnens“. Sie sind einfach, praktisch und multifunktional. Im Schrank kann man Sachen verstauen, gleichzeitig gibt es auch Kisten zum Spielen und eine Öffnung in der Tür ist die Bühne für das Kasperle-Theater.
„Möbel und Spielzeuge sollen dem Kind und seinem Forscherdrang dienen“, so sagt Alma Buscher selber. Deshalb rückt das Künstlerische in den Hintergrund, ihr Spielzeug lässt sich industriell herstellen und gibt Kindern Raum für eigene Phantasie. Auch hier sind die pädagogischen Ansätze von damals heute wieder aktuell.
Eines ihrer Spiele „Das Bauspiel: Ein Schiff“ kann heute im Bauhaus-Shop wieder gekauft werden.
Besondere Führung am 29. Januar
Am 29. Januar, wenn das Bauhaus den Ort der Ideen beherbergt, findet eine besondere Führung durch die Ausstellung statt. Alma Buscher-Siedhoffs Sohn führt um 11.00 Uhr durch die Ausstellung seiner Mutter.
Vielleicht nutzen Sie den 29. Januar tatsächlich, um einen Sonntagsausflug ins Bauhaus-Archiv zu unternehmen. Ansonsten hoffe ich, dass ich Sie beim Lesen ein bisschen in die Zeit des Bauhauses entführen konnte und Ihnen die Ideen von damals, die bis heute aktuell sind ein bisschen näher bringen konnte.
Und wenn Sie ein anderes Mal in Berlin sind und die markante Silhoutte des Bauhaus-Archivs sehen, erinnern Sie sich vielleicht und schenken der Erinnerung an diese bekannte Schule ein bisschen Zeit. Weitere Informationen zum Bauhaus-Archiv unter www.bauhaus.de.
Im nächsten Monat geht die Reise nach Nordrhein-Westfalen. Hier schauen wir uns das Wirken des Forums „Grüne Stadt“ an.

Text: Iris Schuler
Fotos: www.photocase.de