Rekordwerte bei Transaktionen von Wohnimmobilien-Portfolios in Sicht
Im ersten Quartal 2012 wurden in Deutschland Wohnimmobilienportfolios* für rund 3,42 Mrd. Euro gehandelt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Q1 2011: 1,45 Mrd. Euro) lag das Transaktionsvolumen damit 135 % höher und erreichte bereits annähernd 60 % des Ergebnisses vom gesamten Vorjahr (2011: 5,8 Mrd. Euro). Mit rund 60 Deals (Q1 2011: 55) wechselten mehr als 67.000 Wohneinheiten (Q1 2011: 32.000) die Besitzer.
Maßgeblich verantwortlich für dieses hohe Transaktionsgeschehen waren großvolumige Investments. Bei den fünf größten Portfolioverkäufen wurden ca. 3 Mrd. Euro (knapp 90 % des Transaktions-volumens) in etwa 60.500 Wohnungen investiert. Allein 1,4 Mrd. Euro, entsprechend 40 % des Investmentgeschehens, entfielen auf die Übernahme des Portfolios der Landesbank Baden-Württemberg. 21.500 Wohneinheiten gingen an ein internationales Konsortium unter der Führung der Augsburger Patrizia Immobilien AG. Beim bis dato zweitgrößten Deal des Jahres übernahm die TAG Immobilien AG die etwa 25.000 vorrangig in Ostdeutschland angesiedelten Wohnungen der DKB Immobilien AG und steuerte damit weitere ca. 960 Mio. Euro (30 %) zum Transaktionsvolumen bei. Beide Transaktionen sind Folge eines Entflechtungsprozesses, der im Rahmen der Bankenrettungen von der EU-Wettbewerbskommission gefordert wurde. Drei weitere Großverkäufe mit insgesamt 14.000 Wohneinheiten summierten sich auf ca. 600 Mio. Euro.
Lage | Verkäufer | Käufer | Einheiten | Kaufpreis (Mio. Euro) | Anmerkungen | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Vorrangig Baden-Württemberg | Landesbank Baden-Württemberg | Konsortium unter der Führung der Patrizia Immobilien AG | 21.495 | 1.435 | Privatisierung der LBBWWohnungen | ||
Vorrangig Ostdeutschland | Bayern LB | TAG Immobilien AG | 25.000 | 960 | DKB Immobilien (inklusive Übernahme 800 Mio. Euro Verbindlichkeiten) | ||
Berlin, Dresden, Halle und Leipzig | Insolvenzverwalter Ratunde | Blackstone | 8.000 | 205 | 2. Teil der Insolvenzmasse von Level One | ||
Berlin | Berlin III A/S (Dänemark) | Corestate Capital AG | 3.000 | k. A. | |||
Vorrangig Berlin (60 %) | Speymill Deutsche Immobilien | Benson Elliot Capital Management | 3.000 | k. A. | 1. Teil des Speymill - Portfolios (Noah, Tor) |
„Die Beteiligung von fünf großen deutschen Versicherungen sowie eines Schweizer und eines schwedischen Pensionsfonds am Kauf des LBBW-Wohnungsportfolios genauso wie das Engagement bei den anderen vier genannten Wohnungspaket-Verkäufen durch eigenkapitalstarke ausländische Investoren aus der Schweiz, den USA, Großbritannien oder aus Schweden unterstreicht das derzeit hohe Vertrauen sowohl in- als auch ausländischer Investoren in den deutschen Wohnungsmarkt“, so Dr. Malte Maurer, Leiter Residential Investment Jones Lang LaSalle Deutschland.
Betrachtet man das Transaktionsgeschehen jenseits dieser fünf Großverkäufe, lagen die geographischen Schwerpunkte in Nordrhein-Westfalen (15 Deals mit ca. 130 Mio. Euro) und in Berlin (13 Deals mit ca. 120 Mio. Euro). Trotz hoher Preise ist auch der Hamburger Markt vergleichsweise gut platziert. Insgesamt sieben Transaktionen mit einem Investmentvolumen von fast 50 Mio. Euro konnten notiert werden. „In Hamburg treffen ein vergleichsweise gutes Angebot von Wohnimmobilien mit guten ökonomischen Zukunftsaussichten zusammen. Deshalb schrecken auch die geringen Renditen von unter 5 % nicht ab, in der Hansestadt weiterhin in Wohnungen zu investieren“, so Helge Scheunemann, Leiter Research Jones Lang LaSalle Deutschland.
Auch die nächsten neun Monate in 2012 dürften von Großtransaktionen bestimmt werden. Neben einer durch die EU-Kommission forcierten Privatisierung von Wohnungsbeständen der Bayern LB (GBW-Immobilien mit 32.000 Wohnungen in Bayern) könnten durch den Verkauf der ca. 12.000 bundeseigenen TLG Wohnungen mit dem Schwerpunkt Ostdeutschland und des Speymill-Portfolios mit etwa 22.500 bundesweit verteilten Wohneinheiten weitere solche Deals zum Abschluss kommen.
„Die hohe Liquidität auf dem Markt verbunden mit einer geringeren Attraktivität von Staatsanleihen wird weiterhin eigenkapitalstarke Investoren wie Versicherungen, Private Equity und Pensionsfonds auf den deutschen Wohnungsmarkt locken“, so Dr. Malte Maurer. Und weiter: „Notverkäufe aufgrund gescheiterter Refinanzierungen sind darüber hinaus bisher weitgehend ausgeblieben.“
„Wenn bei möglichen Finanzierungsfragen zeitnahe Lösungen gefunden werden, wird der positive Mix aus hoher Attraktivität des deutschen Wohnungsmarktes und der hierzulande insgesamt stabilen wirtschaftlichen Situation dafür sorgen, dass das Transaktionsvolumen des Vorjahres deutlich übertroffen wird“, so Helge Scheunemann. „Die ersten drei Monate haben den Weg vorgegeben, die Pipeline an Großtransaktionen könnte ihn zu einem erfolgreichen Ende führen.“
* Verkauf von Wohnungspaketen mit mindestens 10 WE und 75 % Wohnnutzung sowie der Verkauf von Unternehmensanteilen mit Übernahme einer Kontrollmehrheit