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Der schlafende Riese erwacht

Mit dem Einzug des Internets und dessen Nutzung in den durchschnittlichen deutschen Haushalt kam Mitte der 90er Jahre schnell die Angst auf, dass der elektronische Handel über das Internet zu einer ernsten Gefahr für den stationären Einzelhandel in der City werden könnte. Die Umsatzsteigerun- gen, die seinerzeit eher den Eindruck einer explodierenden als einer stark wachsenden Sparte vermittelten, verbreiteten Angst und Schrecken. Die verbreitet aber auch eine Hausstaubmilbe, wenn man sie unter dem Elektro- nenmikroskop betrachtet.

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Meist unerwähnt blieb nämlich seinerzeit, welch - absolut betrachtet - vergleichsweise bescheidenen Umsatzzahlen sich da eigentlich jährlich verzigfachten. Allein die Mär vom intelligenten Kühlschrank, der die Milch bei Bedarf selbsttätig im Internet bestellt, genügte, die Phantasie prächtigste Blüten treiben zu lassen.

Mittlerweile ist es ruhiger geworden um den elektronischen Handel, der folgerichtig als logische Fortführung des Versandhandels entlarvt wurde. Und der machte bekanntermaßen in der Vergangenheit immer nur einen geringen Teil am Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels aus. Diese Ruhe ist jedoch trügerisch, meint Dirk Lührmann, geschäftsführender Gesellschafter des bundesweit auf die Vermittlung von Ladenlokalen und Geschäftshäusern spezialisierten Maklerunternehmens Lührmann.

Denn ungeachtet der entspannteren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit hat sich die Konkurrenz aus dem Internet heute zu einer wirklichen Heraus- forderung für den Einzelhandel gemausert. Deutlich wird dies allein daran, dass die meisten Filialisten mittlerweile auf beide Pferde setzen. Neben dem traditionellen stationären Handel in den Läden der Innenstädte wird der elektronische (virtuelle) Handel mit Hilfe entsprechend entwickelter Internetseiten gestellt. Das Unternehmen weist darauf hin, dass die online-Käufe in den USA längst die 100 Milliarden Dollar-Grenze überschritten haben. Für Deutschland rechnet seinen Angaben zufolge der HDE (Hauptverband des Deutschen Einzelhandels) in 2006 mit einem Gesamtumsatz des E-Commerce von rund 16,3 Milliarden Euro. Neben den klassischen Versandhandelsunternehmen und Anbietern von Reisen und Tickets im Internet profitieren mittlerweile von der positiven Entwicklung im Online-Geschäft insbesondere die oben erwähnten Multi-Channel-Anbieter.
Nach einer jährlich durchgeführten HDE-Umfrage bieten derzeit gut ein Viertel der stationären Geschäfte Waren auch im Internet an. 80 Prozent nutzen eine eigene Webseite. Etwa ein Viertel der Unternehmen platziert Waren auf Internet-Marktplätzen, etwa 15 Prozent bei eBay.

„Dies verdeutlicht, dass hier ein gewaltiges Umsatzpotenzial schlummert. Der schlafende Riese wird mit jedem Jahr lebendiger“, kommentiert Lührmann die Ergebnisse der Untersuchung. Zunehmend werden dabei auch Internet-Marktplätze wie eBay für den Absatz der Waren genutzt. Besonders gefragt sind neben der Nummer eins im Internet ebay, die virtuellen Shops von Amazon, Tchibo, Otto, Quelle, Weltbild, Neckermann, Conrad, Buch.de, Fleurop oder Heine.

„Der Einzelhandel in der City kann und muss sich von der Konkurrenz aus dem Netz absetzen.“ fordert Dirk Lührmann. „Service, Einkaufserlebnis und Ambiente sind traditionell die Stärken des stationären Handels. Diese Trumpfkarten sichern seine Existenz auch in Zeiten, in denen der Preis zwar wichtig, aber eben nicht alles ist.“