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AWD-Arena in Hannover setzt auf feuerverzinkten Stahl

Die AWD-Arena in Hannover ist einer von zwölf Austragungsorten für die Fußball-WM 2006 und bietet Platz für 50.000 Fans. Der Umbau des Stadions hat mit 65 Mio. Euro gerade einmal die Hälfte dessen gekostet, was in Deutschland durchschnittlich für ein Stadion zur WM 2006 investiert wird.

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Um das bisherige als Allround-Arena genutzte Niedersachsenstadion fit für die WM 2006 zu machen, entschloss sich die Stadt Hannover es in ein reines Fußballstadion mit Hexenkesselwirkung umzubauen. Die beauftragten Architekten Schulitz + Partner aus Braunschweig entwickelten ein umfassendes Entwurfskonzept. Es sollte neben der technischen Bewältigung der Bauaufgabe auch die Geschichte des aus Kriegstrümmerschutt entstandenen Stadions ablesbar machen, weil sich mit der Westtribüne nur ein geringer Teil erhalten ließ. Diese Tribüne entsprach durch ihre flache Neigung und ihre Funktion als Verteilerebene nicht mehr dem heutigen Standard, da Sie den Abstand der Zuschauer des Oberranges zum Spielfeld vergrößerte. Das Problem wurde durch eine Überführung der durch die Hanglage geprägte Westtribüne in eine aufgeständerte Nord- und Südtribüne gelöst. So wurde eine Überlagerung des Oberrangs ermöglicht. Dabei wurden die niedrigen Gradienten der Westtribüne mit einer fünfundvierzig-prozentigen Steigung schrittweise in steilere Tribünen mit bis fünfundsechzig Prozent Steigung überführt.

Die Kombination der Hangtribüne mit aufgeständerten Tribünen führte zu großzügigen Eingängen an der Nord- und Südseite. Diese „Stadionfenster“ bilden ein Entree, das die Besucher in das Stadion „hineinzieht“. Nach dem Eintreten gelangt man auf eine Verteilerebene, die die gesamte Stadiongeometrie erschließt. Die Stadionfenster setzen sich in der Osttribüne in einer großen transparenten VIP-Zone fort, die den Blick aufs Spielfeld und die Parklandschaft des nahe gelegenen Maschsees eröffnet. Die historische Asymmetrie des Stadions wird auf diese Weise neu interpretiert und führt zusätzlich zu optimaler Funktionalität.

Der gesamte Tribünenbau wurde in Betonfertigteilen errichtet. Die Geometrie wurde aus Kreissegmenten entwickelt, die in Polygone aufgelöst wurden. Die neue Überdachung für das Stadion wurde als reine Stahlkonstruktion aus zwei an die bestehende Geometrie angepassten Speichenradsystemen entwickelt. Dieses Konzept bot mehrere Vorteile. Durch Verzicht auf die bisherige Rückverspannung des Daches, das heißt durch das Kurzschließen der Kräfte in Ringform, konnten trotz verdoppelter Dachflächen die alten Fundamente der Westtribüne verwendet werden. Das Konzept bietet zudem den Vorteil, dass sich beide Dachsysteme unabhängig voneinander montieren lassen. Das äußere während des Spielbetriebs von außerhalb des Stadions und das innere während der Spielpause vom Spielfeld aus. Das wichtigste Argument für die getrennten Dachsysteme ist das Rasenwachstum. Das filigrane Innendach erhielt eine UV-durchlässige ETFE-Folie, die mit ihrer Lichtdurchlässigkeit von 95 Prozent gegenüber 5 bis 15 Prozent bei den üblicherweise verwendeten Membranen ein gutes Rasenwachstum ermöglicht. Hierdurch wird die Häufigkeit des Rasenaustausches verringert. Die erhöhten Materialkosten der ETFE-Eindeckung werden durch die kostengünstige Ausführung des Außendaches durch eine Trapezblechdeckung mit Folienabdichtung kompensiert. Im Vergleich zum technologischen Aufwand anderer Stadien mit herausfahrbaren Rasenflächen, wird bei der AWD-Arena das Rasenproblem als selbstverständlicher Teil eines ganzheitlichen, kostenoptimierten Stadionkonzeptes gelöst.

Um die Stahlkonstruktionen des Stadions möglichst langlebig gegen Korrosion zu schützen, kam das Feuerverzinken insbesondere für alle Stahlbauteile, die einer besonders hohen mechanischen Belastung ausgesetzt sind, als Korrosionsschutz zum Einsatz. Besonders zu erwähnen sind:

- sämtliche Stahlseile des Dachtragwerkes (ca. 10 km Seil)

- alle sechs außen liegenden Erschließungstreppenhäuser (Tragkonstuktion, Stufen, Geländer, Gitterrost-Screen)

- die Tragkonstruktion der absturzsichernden Verglasung im Umgang Ebene 50 (ca. 500 lfm. Verglasung)

- die Tragkonstuktion der Umgangsüberdachung im Westen des Stadions (ca. 1200 m² überdachte Fläche)

- der umlaufende Catwalk unter Ring C sowie die Verbindungsstege zu den Videotafeln im Norden und Süden (ca. 450 lfm.)

- sämtliche Wartungsstege inkl. Unterkonstruktion des Osttribünenbauwerkes

- die Unterkonstruktion von Überdachung und Gitterrost-Screen sowie der Screen selbst im Haupteingangsbereich

- alle Wellenbrecher, Geländer, Handläufe, Zäune und Sitzunterkonstruktionen des Stadions

- sämtliche mobilen Fluchttreppen inkl. Podest von den Unterrängen auf das Spielfeld

Trotz der Erhaltung historischer Stadionstrukturen und der daraus erwachsenen komplizierten Stadiongeometrie konnte das Budget von 65 Mio. € eingehalten werden. Der Bau wurde drei Monate vor dem geplanten Endtermin fertig gestellt. Damit gehört die AWD-Arena sowohl aus architektonischer als auch technischer und wirtschaftlicher Sicht zu den herausragenden WM-Stadien.